Mit dem klassischen Vokabular der Malerei entstehen spirituell überhöhte Landschftsbilder von intensivster Verführungskraft. In derselben Anmutung, in meisterlichem Einsatz aller malerischen Elemente der Bildkomposition (Licht, Schatten, Farben, Ansicht, etc.), meist in Gouache-Technik, verfertigt Scorti in wochenlanger Arbeit auch naturalistische Kleinformate, die an Filmstills erinnern.
Auch der Schreibende ist ergriffen vor der friedlichen Grösse dieser einfachen Landschaftsbilder. Zwar gibt es menschliche Spuren, zum Beispiel in Form einer Hütte. Lebewesen sieht man keine. Die Stimmung ist still und heiter. War der Menschen vor hundert Jahren ein “Mensch ohne Welt” (Günther Anders, 1884), stehen wir heute vielleicht vor einer “Welt ohne Menschen”, nachdem sich die Humanen - wie Pascal sagte “halb Engel - halb Tiere” - selbst eradiziert haben ? Oder waren es Transhumane ? “Il n’y a que le vide et le monde du silence qui soient immenses” (Bram Van Velde, Charles Juliet, 1998). Es herrscht eine heitere Version der Atmosphäre in der unvergesslichen Supertotale der Abbazia San Galgano in Nostalghia von Tarkowski. Dieser sagt dazu: “Das Symbol ist nur dann ein wahres Symbol, wenn es in seiner Bedeutung unerschöpflich und grenzenlos ist.”(nach Hans-Joachim Schlegel, Die versiegelte Zeit, 2009). Und ebenso trefflich sagt dies Rüdiger Bubner: “Wie soll denn dasjenige gedacht werden, das allem Denken am fernsten steht” (in “Zur Analyse ästhetischer Erfahrung”, Kolloquium Kunst und Philosophie 1, 1981). Gedanken solcher Art infiltrieren den Geist der Betrachterin und des Betrachters. Unvermittelt betreten wir ein weites Feld. Führt diese Malerei, die in ihrem vielfältigen Werdegang zu einem spirituellen Gebilde mutiert, in eine Form der Meta-Philosophie, “soucieux de restituer à la création artistique sa mission fondamentale qui lui paraît être de dévoiler l’ordre des choses, de constituer le langage suprème, celui qui se substitue aux mots…” (Philippe Sers, 1988, im Vorwort zu “Du Spirituel dans l’art, et dans la peinture en particulier” verfasst 1910 von Wassily Kandinsky). Dies widerspricht nicht einer postmodernen Sicht, welche die Bedeutungsoffenheit betont und mit der Wahrheitsästhetik aufräumt. “…dass die Interpretation für das Werk konstitutiv ist, weil” dieses “erst durch die Interpretation jeweils konkret Gestalt” gewinnt (Juliane Rebentisch, Theorien der Gegenwartskunst, 2013). Im Jahr, als Douglas Crimp seinen Aufsatz “End of painting” verfasst (October 16, 1981), schrieb Arthur C.Danto mit einer unvorstellbaren Erudition im Schlusskapitel “Metaphor, Expression and Style” über die Wirkung von Kunst:”…externaliziing a way of viewing the world, expressing the interior of a cultural period, offering itself as a mirror to catch the conscience…” (The Transfiguration of the Commonplace, 1981). Wären Moral und Gesittung natürliche Eigenschaften des Menschen, würden wir das wissen (Luc Ferry, La Révolution Transhumaniste, 2016). Nehmen wir deshalb den edlen achtfachen Pfad des Buddhismus: rechte Erkenntnis, rechte Absicht, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb, rechte Übung, rechte Achtsamkeit und rechte Meditation (Wikipedia, Buddhismus, 2018). Beat Selz, 24.06.2018 |
Marco Scorti
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